In letzter Zeit häufen sich Datenschutzvorfälle in Hotels, eine nicht ganz unbedenkliche Entwicklung. Hotels sind sich ihrer Verantwortung gegenüber Gästen durchaus bewusst und haben bereits einiges getan, damit Reisende sich sicher fühlen: Die Türen haben oft Mehrfachverriegelungen, im Schrank befindet sich ein kleiner Safe zur Aufbewahrung von Wertsachen und die Hotellobby ist kameraüberwacht.
Aber Hotels speichern auch wichtige Daten ihrer Gäste, insbesondere Kreditkartendaten. Angesichts der steigenden Anzahl von Datendiebstählen in Hotels hat die Branche hier jedoch offensichtlich Nachholbedarf. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass bei Hacking-Angriffen auf Hotels dieselbe PoS-Malware verwendet wurde wie bei den Attacken auf große Handelsketten.
BlackPos und andere RAM Scraper machen gerne Urlaub in Hotels, offensichtlich auch monatelang, um dann mit jeder Menge Kreditkartennummern abzureisen.
PoS-Malware-Angriffsszenario
Die Angriffskette bei diesen Vorfällen ist prinzipiell ein alter Hut. Mit der Ausnahme, dass hier eine neue und schwerer zu erkennende PoS-Malware eingesetzt worden ist. Die Mehrzahl von Sicherheitsanalysten würde wohl dieses Szenario für richtig erachten:
- Angreifer verschaffen sich mithilfe von Phishing, SQL-Injection oder einer anderen Schwachstelle (Standardpasswörter etc.) Zugang zum System. Wahrscheinlich verwenden sie im ersten Schritt einen RAT oder ein vergleichbares Tool.
- Sobald die Angreifer es ins Innere des Systems geschafft haben bewegen sie sich seitwärts weiter. Dazu nutzen sie Standardmethoden wie Portscanner, Erkennen von Namenskonventionen, Knacken von Passwörtern und Pass-the-Hash – also all die Methoden, über die wir in der Blog-Serie zu Penetrationstests bereits berichtet haben. Das Ziel: einen PoS-Rechner oder -Server zu finden.
- Nachdem das/die PoS-Gerät(e) identifiziert wurde(n), laden die Angreifer die Nutzlast, den speziellen RAM Scraper, und ziehen sich zurück. An diesem Punkt übernimmt die PoSware, von den Hackern per Fernzugriff über deren C2-Server gesteuert.
- Die PoSware fängt dann an, den Betriebssystem-Speicher zu durchforsten, Kreditkartendaten zu sammeln und diese in regelmäßigen Abständen im Dateisystem zu speichern.
- Schließlich überträgt die PoSware die Datei mit den Kreditkartendaten per HTTP POST/GET-Anfrage auf die C2-Server.
Es gibt Variationen, aber bei der überwiegenden Zahl der PoS-Attacken der vergangenen Jahre haben Hacker genau diese Methode angewandt.
Wie kann man sich verteidigen?
Doch Sicherheitsexperten wissen auch, wie sie diese so genannte „Kill Chain“ an unterschiedlichen Punkten unterbrechen können. Einige Tipps haben wir bereits 2014 in einem Blog-Eintrag zusammengefasst.
Ein wichtiger Faktor hat sich aber seither geändert: Statt mit Amateuren haben wir es zunehmend mit Profis zu tun. Kriminelle Gangs wie Black Atlas haben PoS-Hacking zu einem lukrativen Geschäft ausgebaut.
Die „Kill Chain“ von PoSware zu durchbrechen sollte in der gesamten Hotel- und Freizeitbranche auf der Prioritätenliste ganz oben stehen. Bereits geringfügige Investitionen in die folgenden Schlüsselbereiche verbessern den Sicherheitsstandard:
- Mitarbeiterschulungen: Erklärt man den Mitarbeitern genau, wie eine Phishing-E-Mail aussieht/aussehen kann, lassen sich die meisten Angriffe von vornherein verhindern. Dazu gehört es in Nachrichten von externen E-Mail-Adressen niemals auf einen Link zu klicken oder einen Anhang zu öffnen, bevor die Identität des Absenders geklärt ist. Dazu gibt es ein E-Book Anatomy of a Phish (in englischer Sprache).
- Data Governance: Bei den Angreifern handelt es sich nicht um höher entwickelte Wesen mit überirdischen Fähigkeiten. Wie alle anderen Normalsterblichen brauchen sie einen Zugang zum Dateisystem, um es auszuspähen und Daten zu stehlen. Deshalb sollte man die ACLs sorgfältig überprüfen und den Zugriff einschränken, um zu verhindern, dass Hacker Dateien in sensiblen Ordnern und Verzeichnissen mit den Anmeldedaten eines beliebigen Nutzers lesen, kopieren und erstellen können.
- Whitelists: Auf PoS-Systemen sollte nur ausgewählte Software eingesetzt werden. Schließlich dienen die Rechner einzig und allein dem Zweck, Kreditkartentransaktionen auszuführen. Whitelisting-Software verhindert theoretisch, dass das Betriebssystem nicht zugelassene Programme ausführt, und ist ein effektives Gegenmittel zu Hackware. In der Praxis geht die Rechnung jedoch nicht immer auf. Bei einigen der jüngsten Attacken wurden Rootkit-Techniken eingesetzt, um den Kernel zu verändern. Dadurch war die Malware für das Betriebssystem praktisch unsichtbar.
- Patch-Verwaltung: Stellen Sie sicher, dass aktuelle Sicherheitspatches immer sofort installiert werden.
- Verwaltung von Anmeldeinformationen/Entschärfen von Pass-the-Hash-Angriffen (PtH): Kurz gesagt: Man sollte es Hackern so schwer wie möglich machen, an Login-Daten zu gelangen. Dazu führt man strenge Passwortrichtlinien ein, sucht und entfernt Dateien mit Klartext-Passwörtern und Passwort-Hashes und deaktiviert wenn möglich die Windows-Funktion zur Speicherung von Klartext-Passwörtern im LSASS-Speicher. Administratorkonten auf Domänenebene sollten nicht mit Computern der Benutzer vernetzt werden. Das nämlich erlaubt es Hackern die wichtigsten digitalen Werte mit Hilfe von PtH zu stehlen.
Analyse des Benutzerverhaltens
Die Angreifer versuchen ihr Glück und treffen dabei ab und zu tatsächlich ins Schwarze: nicht geänderte Standardpasswörter, ein vergessener Patch oder vielleicht eine erfolgreiche Phishing-E-Mail oder Wasserloch-Attacke auf den Leiter der IT-Abteilung.
Und es gibt Zero-Day-Exploits, vor denen man sich überhaupt nicht schützen kann.
Das System kontinuierlich zu überwachen und entsprechende Benachrichtigungen einzustellen ist deshalb das A und O. Damit sind nicht nur Standard-Intrusion-Detection-Systeme oder Virenscanner gemeint. Denn: PoS-Angreifer, die bereits im System sind verhalten sich herkömmlichen Erkennungstechniken gegenüber unauffällig.
Abhilfe schafft eine Analyse des Nutzerverhaltens (User Behavior Analytics, UBA).
Man kann Eindringlinge nicht finden, ohne die normalen Datei- und Systemaktivitäten der Nutzer zu kennen.
Die Angreifer sehen zwar wie normale Nutzer aus, doch sie verraten sich, indem sie Systemkonfigurationsdateien öffnen, große Mengen von Dateien kopieren oder verschieben oder Kreditkartendaten verschlüsseln – Aktivitäten, die für den Nutzer des gehackten Kontos wahrscheinlich eher ungewöhnlich sind.
Hier kommt die Analyse des Nutzerverhaltens ins Spiel. Die Software kennt das durchschnittliche oder normale Verhalten des echten Benutzers und benachrichtigt die Sicherheitsabteilung wenn Abweichungen davon auftreten.
So lässt sich zwar nicht verhindern, dass Hacker in ein Hotel-PoS-System eindringen. Aber man kann die Aktivitäten später in der „Kill Chain“ erkennen und den Angriff im Idealfall noch abwehren bevor Kreditkartendaten abgezogen werden.
Wie soll ich vorgehen?
Im Folgenden finden Sie drei Möglichkeiten, wie Sie das Datenrisiko in Ihrem Unternehmen verringern können:
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