„Big Data“ ist nicht nur ein vielfach gebrauchtes Schlagwort der letzten Jahre. Inzwischen sind damit bereits neue Rollen und Funktionen in Unternehmen verbunden. Eine davon ist der Chief Data Officer oder kurz CDO. Er oder sie ist strategisch verantwortlich für eine datengetriebene Planung im Unternehmen. Basis ist die Wissenschaft von den Daten. Laut einer jüngst durchgeführten Umfrage haben bereits 54 % der befragten Firmen einen Chief Data Officer installiert, Tendenz steigend. Trotz allem ist diese Position noch relativ neu und innerhalb der Führungsetagen wenig etabliert. Und sie zu besetzen ist eine Sache, sie mit Leben zu füllen und erfolgreich zu sein, eine andere.
Nicht selten sind die anfänglichen Leitlinien eher vage. Das haben wir schon in einem Gespräch mit CDO Richard Wendell festgestellt: „In aller Regel spricht der frisch gebackene CDO mit dem CEO, dem CFO oder auch dem Marketing-Chef. Seine Rolle wird meist in etwa so umrissen: „Wir planen unser Unternehmen stärker datenzentriert auszurichten und wollen dabei stärker von den neuen, damit verbundenen Technologien profitieren. Ihre Aufgabe ist es herauszufinden, was das für unser Unternehmen bedeutet und wie wir die Strategie am besten umsetzen.“
Ein Weg ist es, die Datenstrategie eines Unternehmens mit den dort vorhandenen Analyse-Tools zu verbinden. Die solcherart gewonnenen Informationen und Ideen wird man anschließend zusammenführen und in Handlungsanweisungen „übersetzen“.
Jeffrey McMillan von Morgan Stanley ist einer dieser CDOs. Er konzentriert sind insbesondere auf Finanzdienstleistungen, aber seine Einsichten und profunden Kenntnisse sind grundsätzlich hilfreich, wenn ein Unternehmen sich einer datenzentrierten Strategie annähern will beziehungsweise bereits einen CDO mit dieser Aufgabe betraut hat. Der erste Schritt bestand für McMillan darin zu erkennen, dass es eine Illusion ist, Aufgaben dieser Art alleinig mit Technologien zu bewältigen. McMillan verpackt das so: „Sie investieren sicherlich viel Geld. In Cluster. Sie stellen einen ambitionierten Projektplan zusammen. Sie haben es tatsächlich geschafft ein Hadoop-Infrastruktur-Cluster umzusetzen. Sie nutzen ETL-Tools und eine Data Governance-Lösung. Und dann stellen Sie plötzlich fest, dass sich nicht wirklich etwas geändert hat.“
Es gibt kein Allheilmittel, aber die folgenden acht Fragen zu beantworten, hilft, in die richtige Richtung zu arbeiten.
Laut McMillan und anderen Experten gibt es keine „Datenstrategie“ an sich. Es gibt lediglich eine übergreifende unternehmerische Strategie. Daten und Analytiken sind Werkzeuge, die innerhalb der Unternehmensstrategie zum Tragen kommen. „Eine „Datenstrategie“ allein wird nie zu besseren Umsatzzahlen führen. Daten und Datenanalyse versetzen vielmehr eine Firma, Organisation oder Institutionen in die Lage bestimmte strategische Entscheidungen zu treffen. Das hat diese Strategie mit Web- oder Workflow-Strategien gemeinsam. Sie ist eine zusätzliche Komponente, ein weiterer Baustein innerhalb des Gesamtlösungsansatzes.“
Für McMillan ist klar, kann ein Unternehmen die ersten beiden Fragen nicht beantworten, sollte es aufhören, weiter Geld zu investieren, bevor sie erschöpfend beantwortet sind. „Unter Umständen verschwenden Firmen viel Zeit, Geld und Ressourcen um ein Problem zu lösen, von dem sie nicht ein Mal genau wissen, was eigentlich das Problem ist.“
In manchen Fällen ist es die Datenanalyse, die einen Transformationsprozess in Gang setzt, in anderen Fällen sind die Ergebnisse vielleicht nur marginal. Wenn sich die Kompassnadel nicht bewegt, sollte man sich erneut fragen: „Was wollen wir erreichen? Was sind unsere Ziele? Welche Probleme wollen wir lösen? Und wie genau soll die Datenanalyse dazu beitragen die strategischen Ziele zu erreichen?“
Eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Andere Führungskräfte von der Richtigkeit des Ansatzes zu überzeugen, kann schwieriger werden als ursprünglich angenommen. CEO, COO oder andere Führungskräfte werden Veränderungen unter Umständen abwehren wollen. Oder sie erkennen an, dass sich die Rahmenbedingungen geändert haben und sich die unternehmerische Strategie ändern muss, wissen aber zunächst nicht, an welchem Punkt sie ansetzen sollen oder ob die ohnehin begrenzten Ressourcen ausreichen. Und manchmal steckt dahinter tatsächlich die grundlegende Angst überhaupt etwas verändern zu müssen.
Mit der Arbeit eines CDO entstehen neue Anforderungsprofile, auch was weitere Positionen im Unternehmen anbelangt. Wie passt ein Chief Data/Analytics Officer schließlich selbst in das personelle Gefüge?
Es gibt in praktisch jedem Unternehmen wertvolle Arbeit, die längst geleistet, aber unglücklicherweise nicht ausreichend gewürdigt wurde. Die uralte Klage der IT-Abteilung: „Uns nimmt man ja nur wahr, wenn irgendetwas schief läuft.“
„Es geht wirklich darum vorhandene Ressourcen zu nutzen, die betreffenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu involvieren. Vielleicht den Typen, der meistens am Wochenende arbeitet und der diese interessanten Sachen in Python macht. Dinge, von denen das Unternehmen profitieren würde. Wie findet man überhaupt diese Leute und wie bringt man sie dazu, sich für die übergreifende Strategie zu interessieren?“
McMillans Warnung dahingehend ist deutlich: “Ehrlich gesagt: Sie werden mit ziemlicher Sicherheit scheitern, wenn ihre Daten qualitativ nicht genügen.“
Das Beste an Analysen ist, dass man sie sehr klar definieren und den Erfolg messen kann. Bei alledem sollte man aber nicht vergessen, dass CDOs in großen Unternehmen bis zu 90 % (!) ihrer Zeit darauf verwenden, die beiden ersten Fragen zufriedenstellend zu beantworten. „Ist ein Unternehmen nicht in der Lage die ersten beiden Fragen zu beantworten, ist alles, was danach kommt, einigermaßen sinnlos.“